Offener Brief an die Beschäftigten der Meyer-Werft

21.06.2016

Aufruf zu einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe

Nicht nur in
Ostfriesland, sondern bis nach Berlin und
Bundesweit, innerhalb und außerhalb von Gewerkschaften und Parteien  verfolgt man seit über einem halben Jahr die
Geschehnisse bei der Meyer-Werft in Papenburg. Das Licht, dass dabei auf den
gesamten Betrieb fällt, ist kein Positives. Kündigungsverfahren gegen den
Betriebsratsvorsitzenden, Verlegung des Firmensitzes nach Luxemburg und
Outsourcing, die dramatische Wohnsituation von Beschäftigten und Missbrauch von
Werkverträgen bestimmen die Medien, wenn es um die Werft geht.

Auch die
Belegschaft, glaubt man der zuständigen Gewerkschaft IG Metall, ist durchaus
verunsichert. Mit der Sozialpartnerschaft scheint es vorbei zu sein. Solche
Verhaltensmuster sind leider auch in anderen Unternehmen in Deutschland an der
Tagesordnung. Aber das Verhalten des Personalchefs und ehemaligen
Betriebsratsvorsitzenden Herrn Paul Bloem hat eine Qualität erreicht, die eines
deutschen Industrieunternehmens vollkommen unwürdig ist.

Das Thema
Betriebsräte Mobbing, bei gleichzeitiger Gewerkschafts-Zerschlagung, ist
bislang meistens in kleinen bis mittelständischen Unternehmen vorgekommen wie
Enercon, H&M, Burger King, aber nicht in Unternehmen, mit einer so langen
erfolgreichen Tradition der Mitbestimmung. Jetzt munkelt man in der Meyer-Werft
allerdings, dass dafür ein Spezialist angeheuert wurde, nämlich der
„Betriebsratsfresser“ Helmut Naujoks. Die Strategie ist immer gleich: Erst wird
versucht, einzelne Betriebsratsmitglieder, wie eben den Vorsitzenden Ibrahim
Ergin, persönlich  in Verruf zu bringen
und zu demontieren, um danach den gesamten Betriebsrat zu zerbrechen und zu
spalten. Dabei wird weder vor dem Gesetz noch vor jeglicher Form des Respektes
und Miteinanders Halt gemacht.

Genau das
ist das Muster, welchem der Personalchef Herr Paul Bloem folgt. Früher habe ich
Kollege gesagt, jetzt bin ich froh, dass es in Deutschland die Bezeichnung Herr
gibt und damit ein Abstand gewahrt ist. Nachdem er, als Personalleiter, mit der
Kündigung des Betriebsratsvorsitzenden nicht durchgekommen ist, ist jetzt die IG
Metall dran.

Auch den 1.
Bevollmächtigten der IG Metall versucht man mittlerweile durch Verbreitung von
Unwahrheiten zu diskreditieren. Bloem, früher selbst Mitglied der IG Metall,
nutzt jedes noch so unlautere Mittel, um seine Interesse durchzudrücken und
seine Position zu stärken. Ich weiß überhaupt nicht, was passieren muss, damit
man so grundlegend seine Wurzeln vergisst.

Mit dem
Vorwurf missachtet er neben dem Wählerwillen der Delegierten die ihren
Bevollmächtigten aus den eigenen Reihen heraus selber bestimmen, auch das
Betriebsverfassungsgesetz. Er konstruiert Abmahnungs- und Kündigungsgründe,
bringt weitere  Betriebsratsmitglieder in
Verruf und lässt sogar Unterschriften gegen den Betriebsrat sammeln bzw.
unterschreibt sie sogar. Was ist das für ein unprofessionelles Verhalten oder
ist es nur die professionelle Umsetzung dessen, was man in Seminaren der
Kanzlei Naujoks lernen kann.

Mit einem
solchem Verhalten stört ausgerechnet der Personalchef den Betriebsfrieden und
hindert den Betriebsrat an seiner Arbeit. Das ist nicht nur moralisch falsch,
sondern auch ungesetzlich. Eine solche Herangehensweise ist absolut
enttäuschend und  auf das schwerste zu
verurteilen. Damit beschädigt Herr Paul Bloem, der vor Jahren als
Betriebsratsvorsitzender flammende Appelle für soziale Gerechtigkeit gehalten
hat, nicht nur seinen eigenen Ruf sondern auch das Ansehen der
Traditions-Werft.  Viele Kolleginnen und
Kollegen machen sich wahrscheinlich berechtigt Gedanken, wo die Grenzen gezogen
werden, und ob nicht sie die nächsten sind, die mit allen Mitteln um die
Existenz gebracht werden sollen.

Ich rufe
alle Beteiligten auf, sich im Sinne der Mitarbeiter, der Werft und der ganzen
Region an einen Tisch zu setzen, die konstruktive Zusammenarbeit wieder
aufzunehmen, um sich  auch wieder, ohne
schlechtes Gewissen, gegenseitig in die Augen schauen zu können.

Mit
freundlichen Grüßen,

Jutta
Krellmann