dpa Meldung: Immer mehr atypische beschäftigung - Anteil regulärer Jobs nimmt ab

21.04.2015

Teilzei, Befristungen, geringfügige Beschäftigung - mehr als sieben Millionen Menschen in Deutschland arbeiten ohne regulären Job. Der Anteil dieser früher "normalen" Arbeitsverhältnisse nimmt ab.

Immer mehr Menschen in Deutschland arbeiten nicht in regulären Jobs: Die Zahl der betroffenen Arbeitnehmer stieg binnen 20 Jahren um mehr als 70 Prozent. Sie sind befristet, in Teilzeit mit 20 oder weniger Wochenstunden, Zeitarbeit oder geringfügig beschäftigt. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Fraktion der Linken hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. 1993 waren noch 4,4 Millionen Arbeitnehmer/innen atypisch beschäftigt - 2013 bereits 7,6 Millionen.

Demgegenüber ist der Anteil der "Normalarbeitnehmer" an den Erwerbstätigen in dem Zeitraum von 76,8 auf 67,5 Prozent gesunken. So waren es 1993 noch 25,9 Millionen Arbeitnehmer in Vollzeit oder Teilzeit mit einer Wochenarbeitszeit von mindestens 21 Stunden, einem unbefristeten Job sowie einer vollen sozialen Absicherung. Die Zahl sank bis 2005 auf 22,1 Millionen. In dem Jahr trat die Hartz-IV-Reform in Kraft. Bis 2013 stieg die Zahl der "Normalarbeitnehmer/innen" wieder auf 24,06 Millionen - binnen 20 Jahren ist das aber immer noch ein Rückgang um 7,2 Prozent.

Der Anteil der atypischen Beschäftigung stieg in der Zeit den Angaben zufolge von 13,1 auf 21,4 Prozent. Der Anteil der "Normalarbeitnehmer/innen" sank von 76,8 auf 67,5 Prozent. Dass es insgesamt mehr abhängig Beschäftigte gibt, ist vor allem auf die immer weitere Verbreitung von Teilzeitjobs zurückzuführen. 2013 arbeitete demnach fast jeder Vierte/ jede Vierte in Teilzeit.

Die Linke-Arbeitsmarktexpertin Jutta Krellmann, die die Anfrage gestellt hatte, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Nun ist es amtlich: 20 Jahre Reform am Arbeitsmarkt haben für mehr Beschäftigung gar nichts gebracht." Es gebe heute genau so viel Arbeit wie 1994. "Nur mehr Menschen teilen sich den gleichen Umfang - aber zu deutlich schlechteren Bedingungen."

Heute litten Beschäftigte unter erzwungener Teilzeit, Minijobs, Befristungen und Leiharbeit. "Reguläre Vollzeit-Jobs kennen junge Leute nur noch aus Erzählungen." Arbeit müsse wieder sicher werden, tariflich bezahlt, und sie müsse Mitgestaltung bieten, forderte die Politkerin.

 

Weitere Informationen:

IM WORTLAUT: Arbeit mutig re-organisieren, 22. April 2015

Beitrag IM WORTLAUT: Arbeit mutig re-organisieren